Im Juli 1866 war ich 4 ½ Jahre alt und habe heute im 74. Lebensjahr noch folgende Erinnerungen:
Mein Elternhaus war das erste beim Eingang zum Hof. Hinter dem Hause war ein Wiesengarten. Wir bekamen eine große Anzahl Preußen als Einquartierung. Diese kochten nun nachts im Garten ab. Vorerst gruben sie etwa 12 meterlange tiefe Löcher und hängten ihre Kochkessel hinein. Dann machten sie große Feuer unter die Kessel. Diese 100te von Feuern, auch auf dem umliegenden Gelände, machten Nachts einen schauerlichen fürchterlichen Eindruck auf mich. Diese Feuerlöcher sah man zwei Jahre lang.
Die Preußen kamen von Hundheim und verjagten die Österreicher und Bayern gegen Hochhausen. Es heiß zuerst Külsheim wird zusammengeschossen, es war alles voller Angst. Wären die Gegner nicht ausgerissen, wäre wohl das Gefecht von Hundheim für hier mit größter Heftigkeit weitergeführt worden.
In den Häusern bei der Linde waren die Kürassiere einquartiert und hatten Appell im Hof der Ziegelei Grimm, wo heute der Bürgermeister Grimm wohnt. Ich sehe noch heute die in der Sonne blinkenden Kürasse. Ein krankes Pferd sah ich am Anfang des Schafhauswegs erschießen, wie es tot in den Wasserlauf fiel. Nun hörte man sagen der General Manteuffel mit seinen Kürassieren versammle sich am Rathaus. Da lief ich auch mit, den Mann sahen wir, aber von Teufeln nichts. Auf dem Schloßhof sah ich dann viel Militär die ihre Gewehre in Pyramiden zusammengestellt hatten
General von Manteuffel |
In Hundheim wurde dann später ein schönes, großes Denkmal errichtet wo wir Buben auch hin gingen es zu bewundern. Dann wurde uns gesagt, das sei eigentlich kein rechter Krieg gewesen, sondern mehr eine abgekartete Hasenjagd. Deutschland und Deutsch–Österreich sollte ein Reich sein. Der Kaiser von dem größeren Österreich wäre von Rechts wegen der Kaiser von Großdeutschland gewesen. Dieses passte dem Preußenkönig und seinem Bismarck nicht. Preußen wollte der Höchste sein, daher der Krieg in welchem der Preuße siegte und so Großdeutschland gespalten wurde.
Beim Kriegerdenkmal in Hundheim habe ich im Jahre 1879 ein Manöver erlebt. Es sollte der 1866 Krieg, in etwa das Hundheimer Gefecht, nachgeahmt werden. Es gab für uns junge Burschen tüchtig zu laufen um den Soldaten nachzukommen. Wir beobachteten dann, wie sie am Waldanfang in einer Mulde ein Carree (Viereck) von Infanterie bildete. Die vordere Reihe lag am Boden, andere Reihen knieten, die hinteren standen, alle das Gewehr im Anschlag. Ein Rittmeister führte eine Schwadron aus dem Wald über die Straße, welche auf das Carree zusprengte. Im Augenblick folgte Salve auf Salve, die Schwadron mußte eilig ausreißen. Die Manöver sind zugleich eine Prüfung über die Truppenführer. Es treten am Schluß die höheren Militärs zur Kritik zusammen. Der Rittmeister ein großer, rotbärtiger Mann, der die Schwadron in das Feuer des Carrees anführte ritt auf die Herren zu, wurde aber furchtbar abgekanzelt. „Was wollen denn Sie noch hier, Sie sind ja schon längst mit Ihrer Schwadron totgeschossen, lassen Sie sich doch mit Ihrer Dummheit begraben!“ Ich sah ihn weinen.
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Anmerkung zu Generalfeldmarschal Edwin von Manteuffel
Am 20. Juli 1866 übernahm Generalleutnant Manteuffel den Oberbefehl über die Mainarmee und die Leitung des Feldzuges gegen Süddeutschland. So schlug er Ende Juli bei Tauberbischofsheim die Württemberger und bei Gerchsheim und Roßbrunn die Bayern. Manteuffel erhielt für diese Leistungen den Orden Pour le Mérite, am 20. September 1866 wurde er zum General der Kavallerie ernannt.
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