Hierzu ein Zeitungsartikel aus jenen Tagen:
"Wertheim, 6 Dez. schwere 3 Tage liegen hinter unserer Nachbarstadt K ü l s h e i m, Tage des Entsetzens, der Entrüstung und der Trauer: es ruht die Arbeit, kein anderes Gespräch gibt es mehr als den „Mord“. Am gestrigen Nachmittag umstand in dichten Schaaren die Bevölkerung das altehrwürdige Rathaus, schweigend und bekümmert. Immer gab es noch Leute, die das Entsetzliche nicht fassen konnten, doch die nächsten Stunden ergaben alsbald mit unabwendbarer Gewißheit, daß hier ein Mord verübt wurde, wie er bestialischer glücklicherweise selten vorkommt; hat doch der eigene Mann mit Hilfe seines Vaters mit einem langen, dolchartigen Messer der unglücklichen Frau das Genick abgestochen. Das Messer wurde am Tatort gefunden. Während die Herren Gerichtsärzte die Section vornahmen, fanden fortgesetzte Vernehmungen der Mörder auf dem Rathaus statt. Plötzlich um 4 ½ Uhr ertönte die Kirchenglocke, der Bevölkerung damit Kunde gebend, daß die Beerdigung der armen Frau nun vor sich gehe. Und sie kamen herbei in dichten Scharen von allen Seiten, die Männer, die Frauen und die Mädchen, es dürfte wohl Niemand, der irgend abkommen konnte zu Hause geblieben sein; auf aller Mienen las man die tiefe Trauer und Bekümmernis. Es nahte endlich die gesamte Schuljugend mit der hochwürdigen Geistlichkeit, die den schmucklosen Sarg, der vor dem Trauerhause stand einsegnete. Unter dem Geläute der Glocken und den üblichen Todesgesängen der Teilnehmer wurde die arme Frau auf dem nahen Friedhof der Erde übergeben. Sie ruhe in Frieden. Möge die allgemeine Teilnahme dem unglücklichen Sohne und Bruder, sowie der schwer heimgesuchten Mutter der Ermordeten ein Trost in ihrem Herzeleid sein.
Inzwischen waren die Vernehmungen auf dem Rathaus zu Ende und die beiden Gendarmen, die seit 3 Tagen und 2 Nächten unermüdlich und gewissenhaft ihren schweren Dienst verrichteten, rüsteten sich, die Mörder nach Wertheim zu bringen. Sie wurden letztmals in Külsheim mit Wurst und Bier gelabt und dann wurde der Weg angetreten, wobei insbesondere dem älteren Manne von der Bevölkerung sie schwersten Verwünschungen entgegengeschleudert wurden, doch war die Gendarmerie der Situation voll und ganz gewachsen. Der Transport, der Vater im vordersten Wagen, der Sohn im letzten, lief mit dem Zuge um 7,08 Abends hier ein, sie werden ehestens in das Kreisgefängnis nach Mosbach überführt werden, und ihrer gerechten Strafe sicher nicht entgehen. Der Teilnahme der gesamten hiesigen Bevölkerung darf sich die Stadt Külsheim versichert halten, möge unsere Nachbarstadt für die fernste Zukunft vor solchen Schicksalsschlägen gnädigst bewahrt bleiben."
Der Schwiegervater wurde zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt und hat sich 1911 im Zuchthaus Bruchsal erhängt. Der Ehemann heiratete nach Verbüssung seiner Haftstrafe 1925 eine Frau aus Mondfeld am Main und lebte -soweit bekannt- wieder in Külsheim, wo er 1947 starb.
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